Es ist schon eine Weile her, da bekam ich einen Flug nach Rom (uns sogar den zurück) geschenkt. Jetzt endlich war es soweit und wir sind am Donnerstag, den 30. März 2006 von Weeze nach Rom geflogen. Endlich hatten wir auch mal Glück und haben inklusive aller Gebühren zu zweit 35,80 Euro bezahlt.

Nun. Im Vorfeld haben wir schon festgestellt, dass neben dem Flug vor allem die Kosten für eine Unterkunft – halbwegs in Stadtnähe – reinhauen, was schließlich den übrigen Mitreisenden die Reise versagte. Wir hatten die Möglichkeit beim Kay zu übernachten; Vielen Dank noch einmal für Kost und Logie.

Nach einem ruhigen Flug und kurzem Bustransfer, einer kleinen Pasta-Mahlzeit in der Stadtvilla beim Kay haben wir uns bei herrlichem Wetter – strahlend blauer Himmel, etwa 20° und Sonnenschein – am Nachmittag gleich auf Erkundungsreise gemacht.

Rom an einem Tag

Unser langer Marsch führte uns gleich nach der Ankunft zu den meisten großen Sehenswürdigkeiten Roms: Forum Romanum, Trevibrunnen, Pantheon, Colloseum, Petersdom, usw. Dank der tollen Erklärungen von Kay (Archäologe/Romanist) wurden dann aus den “alten Steinhaufen� richtig interessante Orte. Der Reiseführer – den ich selbstverständlich gelesen habe – gibt natürlich nicht wieder, das viele “Steinhaufen� aus mehreren Jahrhunderte dauernden Bauarbeiten rühren.

 

Nach einem langen Marsch und einem “Gelati� machten wir uns dann erschöpft mit der Bahn auf den Heimweg.

Bei Tag betrachtet

Selbstverständlich haben wir nicht wirklich alles an einem Tag gemacht; wir hatten ja auch fünf Tage Zeit. Unser erster Weg führte uns durch die historische Stadt, vorbei am “Monumento Nazionale� an der Piazza Venezia direkt in den Vatikan und zum Petersplatz, wo wir uns gleich in der (kurzen) Schlange zu den Gräbern der Päpste anstellten. Durch die Katakomben ging es an unzähligen Grabnischen vorbei und schließlich zum Grab von “Johannes Paul II.� bzw. Karol Józef Wojtyła,

Nach der etwa halbstündigen Tour sind wir dann ans Ende der etwas längeren Schlange gewandert, um die Kuppel des Petersdoms zu besteigen. Haben wir uns den Luxus erlaubt, den Aufzug zu nehmen, wurden wir auf der ersten Besucherplattform gleich eines besseren belehrt: Der Rest (und das war nocheinmal genauso hoch) mußte über Treppengänge in der Außenhaut der Kuppel bezwungen werden. Durch immer schmalere Treppen schängelte sich der Weg und mündete schließlich in einer sehr steilen und schmalen Wendeltreppe, deren Handlauf lediglich aus einem Seil bestand. Nach dieser letzten Hürde war es dann geschafft und wir erblickten das Sonnenlicht (oder: Sonnenlischt, gruptekkan.tv) wieder und genoßen einen herrlichen Ausblick auf den Petersplatz zu unseren Füßen und Rom in der Ferne.

Immer wieder sind uns in der Stadt die roten Doppeldeckerbusse “110 openTramBus� aufgefallen. Direkt am Petersplatz befindet sich eine Haltestelle und ein Tabakladen, wo wir kurzerhand für je 8 Euro zwei Tickets für die zweistündige Stadtrundfahrt lösten. Als der nächste Bus ankam, wurde uns jedoch mitgeteilt, dass der reibungslose Betrieb wegen einer Demonstration nicht gewährleistet werden könne. Wir beschlossen die Tour auf den nächsten Morgen zu verlegen und machten uns über die “Via del Corso�, die “Piazza Navona� und vorbei am Vier-Ströme-Brunnen auf den Weg zur “Piazza di Spagna� und zur spanischen Treppe, wo wir uns und unseren Füßen ein Weile Ruhe gönnten und mit unzähligen anderen Menschen in der Sonne saßen um “bella figura� zu machen.

 

Abends sind wir dann in ein hervorragendes Fischlokal gegangen: 25 Euro für sieben (7!!!) Gänge Fisch inklusive Wasser und Wein. Lecker.

Mal anders gesehen

Nach einer geruhsamen Nacht wurden wir wieder durch die unglaublich lauten und anhaltenden Hupkonzerte der römischen Autofahrer geweckt. Nach einem kurzen Frühstück und Einkauf im Supermarkt starteten wir unsere Stadtrundfahrt am Hauptbahnhof (Termini). Bei deutschen Erklärungen konnte man sich die Sehenswürdikeiten wunderbar und in Ruhe aus der erhöhten Position anschauen, ohne ständig auf die schlechten Bürgersteige und andere herumrennende Menschen achten zu müssen.

In den knapp zwei Stunden kann man sich einiges zu den Sehenswürdigkeiten erklären lassen. Dabei haben wir unsere Füße geschont und trotzdem noch einiges Neues entdeckt. Das Ticket ist übrigens den gesamten Tag gültig und man kann an den gut ein Dutzend Haltestellen aus- und einsteigen um die Tour fortzusetzten.

Nach der ersten Runde sind wir gleich im Bus geblieben um zum Colloseum zu fahren, wo wir uns mit Kay zu einer neuerlichen Führung verabredet haben. Dank seines Tipps konnten wir uns auch die lange Schlange am Ticketschalter im Coloseum sparen. Das Ticket ist sowohl für das Coloseum als auch für den Palatin gültig. Allerdings hatten wir keinerlei Wartezeit am Palatin, den wir auch zuerst besichtigt haben und von wo aus man einen wunderbaren Blick von oben ins Forum Romanum hat.

Der anschließende Besuch im Coloseum erlaubte uns – da wir ja nun schon ein Ticket hatten – vorbei an der Warteschlange (über eine Stunde) direkt zum Eingang vorzugehen und die Arena zu betreten.

 

Auf dem Weg nach Hause besuchten wir noch einen Supermarkt um uns ein italienisches Abendbrot zusammenzustellen: Brot mit verschiedenem Käse, Oliven, Salat und natürlich Wein.

Spezialprogramm und mehr

Gleich morgens machten wir uns auf den Weg zur “Terme di Caracalla�, wo Christine (auch eine deutsche Studentin in Rom) einen ausführlichen (!!!) Vortrag zum römischen Badewesen allgemein, den verschiedenen Thermen und schließlich den Caracalla-Thermen im speziellen hielt. Nach fast zwei Stunden in der prallen Sonne machten wir uns auf den Weg zum “Circus Maxentius�, der wesentlich besser erhalten ist, als der “Circus Maximus� in der Stadt. Auch hier profitierten wir wieder von den Erklärungen von Kay, der hier in einigen Wochen selbst einen Vortrag halten muß. So bemerkten wir zwar die runden Einlassungen in den Resten der gemauerten Bögen, wären aber wohl nie darauf gekommen, dass die alten Römer alte Amphoren in die Bögen eingearbeitet haben, um das Gewicht zu reduzieren.

Bei den detaillierten Erzählungen wünscht man sich vor allem hier eine Zeitmaschine, um das Treiben in einem solchen Circus live erleben zu können. Heute, idyllisch an der Via Appia gelegen verbreitet der Ort eher Ruhe und Besinnlichkeit als laute Stadionathmosphäre mit viel Geschrei.

Um davon mal eine Vorstellung zu bekommen, habe ich bei messala.de ein wunderbares Bild gefunden:

 

Nachdem wir uns noch das Rundgrab von Cecilia Metella angeschaut und eine Weile in der Sonne gesessen haben, machte sich Kay auf den Heimweg und wir uns hinab in die Katakomben des heiligen Kalixtus, einem unterirdischen, in Tuffstein geschlagenen Friedhof, wo über 400.000 Menschen begraben liegen. Früher sogar einige Päpste und Bischhöfe, die aber mittlerweile umgebettet wurden.

Nach einem anstrengen Tag und einem langen Fußweg nach Hause, vorbei am Pantheon, wurden wir abends mit einer wunderbaren Pizza (Alta: dicker Boden) belohnt und fielen schließlich todmüde ins Bett.

 

Kurz vor Schluß

Nach den ausgiebigen Erläuterungen vom Vortag über die Caracallathermen haben wir noch die Kirche “Santa Maria degli Angeli� besucht, die in die Diokletiansthermen gebaut wurden. Darum sind viele Originalteile aus den Thermen, insbesondere der Deckenschmuck und die Wandgestaltung erhalten geblieben.

Vorbei am Trevi-Brunnen führte uns der Weg ein letztes Mal in die Stadtvilla am Policlinico, wo wir unsere Taschen reisefertig machten und noch ein letztes Mal Pasta Pesto mit Salat gebießen durften um dann den Weg ins kalte und nasse Deutschland anzutreten.

 

Und sonst?

  • Die Rom-Fotos werden jetzt Tag für Tag im Fotoblog erscheinen.
  • Rom ist eine hektische und laute Stadt, was durchaus ein Grund dafür sein kann, dass die Italiener im Allgemeinen und die Römer im Besonderen so laut sprechen.
  • Gehupt wird immer! Oftmals kann man garnicht genau sagen, wieviele Spuren eine Straße hat. Da wird in 2er- bis 6er-Reihen einfach drauf losgefahren und im Zweifel einfach mal gehupt. Gehupt wird aber auch einfach mal so. Völlig sinnfrei. Oder vielleicht um zu überprüfen, ob die Hupe noch funktioniert oder noch da ist.
  • Es wird Roller gefahren. Von allen. Vom Jugendlichen über den normalen Bürger, den Geschäftsmann im Anzug, den Rentern. Einfach alle fahren Roller. Und einfach drauf los. Egal was kommt.
  • An Ameln oder Zebrastreifen, wo Fußgänger die Straße überqueren wollen, wird oftmals mitten im dem Bereich gehalten, wo die Fußgänger laufen wollten und sollten. Einfach so.
  • Metrofahren ist in Rom sehr einfach. Es gibt nur zwei Linien (A und B). Die eine fährt auf der Ost-West-Achse und die andere auf der Nord-Süd-Achse unter der Stadt hindurch. Oftmals ist die Luft in den Bahnen sehr schlecht bzw. Es stinkt!
  • Öffentliche Verkehrsmittel sind – wenn man deutsche Preise gewohnt ist – sehr günstig. Ein Ticket kostet einen Euro (bis vor kurzem sogar nur 77 Cent) für 75 Minuten. Egal wie oft oder wie weit man damit fährt. Einzige Einschränkung: Wenn man einmal die Metrostation verlassen hat, kann sie nicht wieder betreten. Bus- und Straßenbahnfahren geht aber innerhalb der Zeit immer.
  • Fahrpläne gibt es nicht. Die Haltestellen weisen lediglich die Betriebszeit aus, in der überhaupt ein Dienst angeboten wird. Wann der nächste Bus kommt weiß man nicht. Da kann es sein, dass man eine hale Stunden keinen einzigen Bus sieht und dann kommen plötzlich vier Busse auf einmal. “Dann haben die wieder irgendow Karten gekoppt.â€? haben wir so nebenbei mitbekommen.
  • Touristenfallen gibt es natürlich auch. Wie in jeder anderen Metropole der Welt. Neben den bekannten Taschendieben auf ihrem Motorroller haben wir – vorgewarnt – nur zwei Fallen mitgenommen. “Kaufen Sie an den fahrenden Getränkewagen kein Wasser. Das kostet 2 Euro für eine kleine Falsche. In ganz Rom gibt es Trinkbrunnen. Dort ist es kostenlos.â€? Nun gut. Das haben wir dann auch gemacht, bzw. uns dort die Flaschen gefüllt. Nachdem wir dann an einem solchen Brunnen getrunken haben, hat uns der Kay gezeigt, wie man es richtig macht: unten die Öffnung an Hahn mit einem Finger etwas verengen, sodass aus den kleinen Loch an der Oberseite ein kleine Strahl austritt, den mal locker aus der Luft schnappen kann. “Unten dran schlecken die Hunde!â€? Danke für den Tipp.
  • Gemütliches Essen ist kaum möglich. Man ißt. Hat man mehrere Gänge bestellt, bekommt man den nächsten zur Zeit, wann der Wirt es für richtig hält. Ob man nun schon fertig ist oder nicht. Nach dem letzten Gang gibt es noch ein “Dolceâ€? (Nachtisch) und/oder einen Kaffee und dann bekommt man auch gleich – unaufgefordert – die Rechnung präsentiert. Gegessen wird übrigens relativ spät. Vor 20 Uhr wird man wenig Menschen in den Restaurants und Pizzerien sehen.
  • Eintrittsgelder werden fast überall in ordentlicher Höhe genommen. Fünf Euro ist man eigentlich fast überall losgeworden.

Fazit

Es war eine wunderbare Städtereise bei der wir wieder einmal mehr als Glück mit dem Wetter hatten. Wir haben sehr interessante Eindrücke und tolle Erklärungen mitgenommen. Für die wichtigesten Sehenswürdigkeiten mit ein wenig Liebe zum Detail hätte die Reise auch nicht wesentlich kürzer sein dürfen. Bei schlechtem Wetter hätten wir durchaus auch das eine oder andere Museum mitgenommen.

Danke

  • an Kay, bei dem wir wohnen durften, der uns oft bekocht hat und der uns die “alten Steinhaufenâ€? auf interessante Weise näher gebracht hat.
  • an Katja, die mir den Flug geschenkt hat.
Stefan Moeller

Stefan Moeller

@stefanmoeller
Nach oben scrollen